Seit Sommer 2008, verschiedene Orte
Das Ei ist eine uralte, archetypische Form von enormer Kraft. Während wir Wochen und Monate an der Form arbeiteten, spürten und verinnerlichten wir diese Kraft. Anders ausgedrückt: eine archaische Bilde-Kraft, die schon immer in uns lebt, kommt in Resonanz und wird aktiviert, bereits während der Bauarbeiten werden die unterschiedlichsten Phantasien, Stimmungen und Intuitionen ausgelöst.
Das Ei: ein Symbol der Entstehung, der Entwicklung, ausgesetzt und ungeschützt, diskontinuierlich, eine hermetisch abriegelnde Schale, eine abgeschlossene Entwicklungs-Innenwelt, die irgendwann gesprengt wird von dem, was da heranwächst, und einen neuen, weiteren Kosmos freigeben wird. Sinnbild eines Werdens, eines Auf-Brechens, Ausdruck eines inneren In-Bewegung-Seins, dessen Wohin weder vom Drinnen noch vom Draußen vorhergesehen werden kann.
Aber es ist auch die Sinnlichkeit, Freude, Lust an der Entstehung, dem Werden, dem Gebären des Neuen – die Lust an der Form, die birgt, schützt und ernährt aber gebären und platzen wird, wenn das Neue über es hinauswächst.
Das Ei ist der Übergangskörper schlechthin, der Entwicklungs-raum der sich
selbst überschreitet. Es ist die Erwartung des Durchbruchs des Neuen.
Die zurückhaltende Färbung des EIs soll nicht das Objekt selbst schön oder interessant machen. Ein wässriges, sphärisch wirkendes Graublau nimmt Farbigkeit, überhaupt das Objekt- und Dauerhafte eher zurück und spiegelt, ja verstärkt das Ätherisch-Werdende der Umgebung und macht es für uns sichtbarer.
Unser Ei wechselt den Ort, verbindet sich mit unterschiedlichen Orten und Landschaften, nimmt deren Impulse auf und hinterlässt eigene. Was uns interessiert, ist der Dialog des Symbols mit dem Ort. Und die Entfaltung seiner Geschichte.
Das EI hat unterdessen eine Eigenleben entwickelt, das wir uns nicht hätten träumen lassen.
7/08 |
eine beklagenswerte Holzkonstruktion mit Hasendraht versehen findet ihr umgehendes Ende. Erstmals in der Geschichte unserer LandArt werden nun aufwendige Konstruktions- und Materialplanungen erforderlich, Schweißkurse beginnen. |
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9/08 |
1,60m in der Höhe, 1.40m in der größten Breite misst das stählerne Innenleben des Eis; auf eine Achse sind die unterschiedlich großen und verspeichten Metallreifen aufgeschweißt, die ihrerseits von Bandeisen überspannt werden – angesichts der Schönheit dieses Metallkörpers geraten wir fast in Versuchung, das Projekt für beendet zu erklären… |
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10/08 |
Schicht um Schicht schweren Betons müssen die Armierungen, Netze und Verdrahtungen halten, die an den Eisenkern angenäht werden. Erst als diese schlussendlich mit einer Mischung aus Weißzement und Marmorgrieß eine feine Außenhaut erhalten, wandelt sich der Beton-Döner zum Riesen-Ei und übersteht nach gut gesteuerter Trocknung seinen ersten Trecker-Transport anlässlich des Tangsehler Hoffestes |
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10/08 |
Das EI wird in der Aue des Kateminer Mühlenbachs platziert, der kleine Bach inspiriert zur nächsten Station der Reise: |
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11/08 |
Mit einer aufwendigen Trecker-Aktion gelangt das EI über NeuDarchau und Katemin zuletzt auf kleinen Feldwegen durch die Elbaue direkt ans Ufer des Flusses. |
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12/08 |
Etwa 25 Menschen treffen sich zur Weihnachtsaktion in der Nähe des EIs in der Elbaue: Es ist an der Zeit - Stille-Meditation zu den 4 Begriffen: Das Wort/ wahr / werden / lassen / |
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1/ 09 |
Die Presse wird auf das Ei an der Elbe aufmerksam und rätselt über dessen Urheber; leider werden in dem Artikel sehr unsanften ‚Prügel’- Untersuchungsmethoden das Wort geredet; erstaunliche Besucher-Ströme setzen ein, das EI erscheint jetzt aber zu gefährdet. Am 9.1. holen wir das EI vorübergehend zurück nach Tangsehl und platzieren es in der Birkengruppe in der Wegkreuzung. |
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2/09 |
Nach einer nächtlichen Verlade-Aktion des Eis beginnt seine Reise nach Amrum. Der PKW-Anhänger mit Ei, auf der Autobahn oder der Fähre, bietet erstaunliche Anblicke. Mit Jörn, Amrumer Gemeindearbeiter, gelangt das Ei per Trecker über Düne und Strand zur Sandbank am Meer. Und das Spiel von Ebbe und Flut, Himmel und Wasser, Sonne und Schauern, von Farben und Grau mit dem Ei beginnt… |
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5/09 |
Installation des Eis über dem ‚Wärme-Ort’ zwischen geschälten Eichenstämmen, gemeinsam mit dem Tibetischen Fahnenweg. Konzert tierkreis plus und andere Aktionen im Rahmen der Kulturellen Landpartie |
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11/09 |
Anläßlich unseres Abschieds von Hof Tangsehl muss auch das Ei den Hof verlassen und findet Unterkunft in der Scheune eines benachbarten Hofes. Dort wird es Opfer eines Sprayers, der Inhalt einer ganzen Farbdose verunstaltet das Ei; Lösungsmittel befreien das Ei nur unvollständig. |
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02/10 |
Wir beginnen, das Ei mit einer neuen Hülle zu versehen. Am Ende der aufwendigen Arbeiten stürzt das Ei von seiner Stand-Palette, alte und neue Hüllen platzen auf, irreparabel, ein tiefer Schock |
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03/10 |
Was wir uns zuvor nie trauten beginnt jetzt: das Ei wird aufgeflext, eine türförmige Öffnung entsteht, das Stahlgerippe herausgeschnitten, das Ei aufwendig von innen ausbetoniert und mit einer Bank versehen. Aus dem Ei ist eine begehbare Meditationszelle geworden. |
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06/10 |
Seinen ersten Standort wird das geöffnete Ei auf der Technik- und Umweltmesse Lüneburg erhalten – bevor es hoffentlich im Spätsommer seine Reise in die Bergwelt der Alpen antreten wird. |
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